News: Kein Fake! Volles Haus bei Google Deutschland zum Thema Fake News

24. Mai 2017

Was sind Fake News und unter welchen Umständen wirken sie? Was macht sie mächtig? Oder doch eher inflationär? Werden die Medien vor der nächsten Bundestagswahl vor ihnen gewappnet sein? Vor welchen (un)lösbaren Aufgaben stehen zukünftig Journalisten im Umgang mit Fake News? Eine diffuse Angst geht rum. Angst aus gutem Grund?

Nicht verwunderlich, dass die Veranstaltung von Google Deutschland in Kooperation mit dem DJV Berlin und dem Medienmagazin NITRO zu diesen aktuell und brisanten Fragen im Mai ausgebucht ist. Das Podium - mit Dokumentarfilmer Marcel Mettelsiefen, Georg Mascolo, Leiter des Rechercheverbundes von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung, Laura Himmelreich, Chefredakteurin des deutschen VICE.com sowie Sabine Frank, Leiterin Regulierung, Verbraucher- und Jugendschutz bei Google Deutschland, vielversprechend und bunt gemischt besetzt - versucht, das Phänomen Fake News zu fassen, zu entblättern. Georg Mascolo definiert Fake News als eine bewusst platzierte Lüge, mit welcher Öffentlichkeit mit politischer Absicht getäuscht werden soll.

Sabine Frank verweist, wie Google u.a. über Algorithmen versucht, qualitätsreiche Informationen bereitzustellen. Sie mahnt jedoch, dass Deutschland bezüglich der Entwicklung von digitalen Medienkonzepten den Stand eines Entwicklungslandes einnimmt. Die Schärfung der Medienkompetenz und Integration in die Gesellschaft ist für sie unabdingbar, um zwischen wahr und falsch entscheiden und mit Zivilcourage für Werte einstehen zu können. Zudem ist eine neue Kommunikationskultur vonnöten. Ihre Überzeugung: Die Menschen lernen den Umgang mit Fake News. „Ich bin optimistisch.“

Entwarnung will die Chefredakteurin Laura Himmelreich geben: 85 Prozent der Bevölkerung seien gut über die Medien zu erreichen sind und zudem entscheidungsfähig bei dem Erkennen und dem Umgang von Lüge und Wahrheit. Zudem kommentieren - nach ihrer Aussage -90 Prozent der User

Nachrichten im Netz erst gar nicht. Die Macht von meinungsmachenden Kommentare ist somit nach ihrer Ansicht überbewertet. Sie hofft auf eine natürliche Marktbereinigung in einer seriösen Medienlandschaft. „Es wird Marken geben, die trotz Traffic-Druck den Anspruch haben, ihre Marke zu behalten.“

Marcel Mettelsiefens Wahrnehmung ist, geprägt durch seine Arbeit als Dokumentarfilmer, eine andere. Er beschreibt das Dilemma um die Nahost-Berichterstattung durch die Verbreitung „immergleicher Bilder“. Gegendarstellungen? Nicht vorhanden. Durch diese Verflachung der Realitätsabbildungen beobachtet der preisgekrönte Filmemacher eine zunehmende Radikalisierung, bspw. auch in den USA. „Die Leute werden empfänglicher für einfache Antworten.“ Sein Konzept dagegen: Rührende Geschichten als Gegenmittel zu Fake News oder nüchternen Fakten. Es gilt, „komplizierte Situationen emotional runterzubrechen“. Nur das so persönlich Erlebbare, die „Emotionalisierung gegen die Übersättigung“ lässt den User erkennen, „wo es so viele verschiedene Realitäten gibt.“ Für diese Abbildung sind neue Formen in der Medienlandschaft gefordert. Dem Journalismus stehen aus seiner Sicht aufregende Zeiten bevor.

Der Leiter des Rechercheverbundes Mascolo erkennt im Umgang mit Fake News den Journalismus als ein großartiges Instrument, um Lügen und Manipulationen entgegenzutreten. „Der Journalismus kommt in die Pflicht, verlässliche, gemäßigte Informationen anhand geprüfter Quellen - fernab der Geschwindigkeitsspirale - anzubieten.“ Daneben appelliert der Journalist auch an die Verantwortung der User, die Mühe auf sich zu nehmen, Nachrichten nach dem Wahrheitsgehalt abzuklopfen.

Wahlmanipulationen im Netz hin oder her. Am Ende scheinen Fake News hier an diesem Abend händelbar. Voilà! Der 5. Google Talk wird nach der Bundestagswahl stattfinden, es bleibt zu hoffen.

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