„Wir müssen die Schrauben anziehen“

16. September 2013 I "Besser Online 2013"

Bezahlschranken würden bislang nicht wirklich gut funktionieren. Das war das Fazit der Abschluss- Podiumsdiskussion bei der Tagung „Besser Online“. Dennoch gebe es keinen Weg an Bezahlschranken vorbei.

Von Jan Söfjer

„Warum müssen wir Journalisten uns Gedanken machen, wie das Bezahlen für den Leser technisch funktioniert?“, fragte Medienexperte Karsten Lohmeyer. Das sei nicht ihre Aufgabe. Gemacht haben sie es dann trotzdem auf der Abschluss-Podiumsdiskussion von „Besser Online 2013“ in Mainz.

Letzten Endes blieb dennoch nur die Erkenntnis, dass es nach wie vor schwer ist, digital mit Journalismus Geld zu verdienen und die Verlage das Thema härter angehen müssten. Jens

Ihlenfeld, Geschäftsführer von Golem.de, hat ein schönes Beispiel für die Problematik. „Wir haben unsere Leser mal gefragt, 'würdet ihr uns zwei, drei Euro die Woche bezahlen?', die Antwort war: 'Nein, nicht mal einen Euro, wir Lesen ja nicht nur ein Medium, sondern zehn bis zwölf, das würde also schnell teuer werden.'“

Sebastian Holzapfel, Online-Chef der Frankfurter Neuen Presse, sagte, die Zahlbereitschaft sei online immer noch gering. „Die Leser kommen an eine Bezahlschranke und sagen: 'Ah nee, da muss ich meine Daten eingeben, so wichtig ist es mir nicht.'“

Holzapfel denkt daher auch nicht, dass es eine Option werde, Artikel künftig einzeln bezahlen zu können. Auch, weil die Bezahlmodelle immer noch nicht gut sind. Paypal könne eine Option sein, aber das würden auch wieder einige nicht mögen. Nicht zuletzt weil es eine amerikanische Firma sei und viele Menschen nach dem NSA-Skandal verunsichert seien.

Dennoch gebe es, so Holzapfel, keinen Weg an Bezahlschranken vorbei, weil sich sonst die zahlenden Käufer der Print- oder iPad-Ausgabe hintergangen fühlten. Mit Bezahlschranken reduziere man zuallererst einmal höhere Abo- Kündigungszahlen, so Holzapfel. „Man sieht auch bei den Redaktionen, die das Metered Modell eingeführt haben, durchlässige Paywalls, dass diese die Anzahl kostenlos lesbarer Artikel verringern, da die Einnahmen zu gering sind. Wir müssen die Schrauben stärker anziehen.“

Karsten Lohmeyer hingegen hofft, dass Jeff Bezos, Amazon-Gründer und neuer Eigentümer der Washington Post, die Sache voranbringe, indem er Artikel der Post via Amazon vertreibe. „Amazon hat alles“, so Lohmeyer, die gesamte digitale Infrastruktur inklusive einfachem Bezahlmodell.

Eine Zuschauerin merkte zum Schluss noch an, dass sie nicht verstehe, warum die Verlage immer so zögerlich agieren würden. „Das erinnert mich hier alles an die Musikindustrie, die es nicht kapiert hat. Es geht den Verlagen offenbar noch zu gut.“

Mehr über die Tagung auf djv.de.
Berichte über weitere „Besser Online“-Panel sind die kommenden Tage zu finden auf: besser-online.info

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