Von Zeitfressern und Zeiträumen

17. Juni 2013 I Seminar Zeitmanagement

Zeitmanagement klingt nach starrem Korsett. Lässt sich Kreativität in Koordinaten einpassen? Sabine Neumann war bei dem DJV Berlin- Seminar dabei und erklärt, was es mit der Salami-Taktik und der Alpenmethode auf sich hat.

Kann Zeitmanagement sexy sein? Ungläubig und etwas skeptisch schauen wir in die Runde, als Janka Hegemeister von ihrem Spezialthema schwärmt. Als Kollegin und DJV-Mitglied räumen wir ihr einen Glaubwürdigkeits-Bonus ein, als Trainerin im Tagesseminar „Zeitmanagement in digitalen Zeiten“ lernen wir sie gerade kennen. Uns hat die Ausschreibung gelockt: „Journalistisch zu arbeiten bedeutet, sich selbständig zu organisieren, zahlreiche Projekte nebeneinander zu managen und dabei auch noch Arbeitsblöcke für ungestörte und kreative Schreibphasen zu finden. Zusätzlich gilt es, die Grenzen zwischen Arbeit und Privatem nicht gänzlich verschwimmen zu lassen und auf die eigenen Reserven zu achten.“

Jede und jeder von uns hat das Gefühl, in seinem Tagesablauf oder zumindest im Verlauf seiner Arbeitsprozesse etwas ändern zu wollen – egal, ob Freiberufler oder angestellte Redakteurin. Mit Mut zur Selbstreflexion und dem Terminkalender im Gepäck erhoffen wir uns Tipps und Tricks von der Zeitmeisterin, um dies am Ende des Workshops auch zu können.

Vorm Bildschirm sitzen heißt nicht produktiv sein

Unsere Bedürfnisse sind unterschiedlich. Druck, Stress, Überlastung, Angst, etwas nicht zu schaffen oder eigenen Qualitätsansprüchen nicht zu genügen stehen mangelnder Fähigkeit zu strukturieren, gegenüber. „Wenn ich es mal nicht mache, fehlt mir etwas“, sagt Janka Hegemeister. Ihre Stimme strahlt Ruhe und Zuversicht aus. Uns überkommen Zweifel. Zeitmanagement klingt nach starrem Korsett. Lässt sich Kreativität in Koordinaten einpassen? Das Gefühl, sich im Tag zu verlieren und am Ende nicht gut zu fühlen, ja, das kennen wir. Zu elft sitzen wir im Seminarraum der Geschäftsstelle. Neugierig und offen – aber sexy scheint uns hoch gegriffen.

Alpenmethode schafft Zeitpuffer

Florence May Chadwick werden wir nicht vergessen. Mit dem Satz „Ich habe mein Ziel nicht mehr gesehen“ verankert Janka Hegemeister die US-Schwimmerin in unseren Köpfen. Sie lehrt uns, dass ein Ziel vor Augen Kräfte mobilisiert. Erfolgreiches Selbstmanagement hat mit Ziele setzen und Zeit schätzen zu tun. Janka Hegemeisters Tipp: „Übernehmt Selbstverantwortung von Mikro- bis Makro- Ebene, vom Tagesplan bis zu den Lebenszielen.“

In Übungen kommen wir ihrem Ansatz schnell auf die Spur. Bei der Alpenmethode planen wir Zeitpuffer für Unvorhergesehenes und Spontanes ein, gewichten Aufgaben nach Wichtigkeit und Dringlichkeit und clustern zeitfressende, organisatorische Aufgaben so, dass Freiräume entstehen. Spätestens hier sitzen wir mit unserer Seminarleiterin im Boot. Wir spüren Sex-Appeal. „Die Salami- Taktik hatte ich vorher nicht auf dem Schirm“, resümiert mein Nachbar vom Hörfunk. Mit einem Mal wird ihm – wie uns allen - bewusst, wieviel Zeit die Organisation von Interview-Anfragen und Terminabsprachen verschlingt. Freigelegte Zeitfenster reservieren wir fortan für Herzensangelegenheiten, B-Aufgaben genannt, wie z.B. Anträge für Stipendien, die Ausarbeitung eines neuen Sendeformats und Zeitblöcke für das Schreiben! Mit dem Gewinn dieser Zeiträume halten kreative Prozesse und Aufgaben Einzug in den Zeitplan, die im Alltag allzu oft auf der Strecke bleiben (müssen).

Kleine Erfolge als Belohnung

Schritt für Schritt schärft Janka Hegemeister unseren Blick für einen bewussten Umgang mit der eigenen Arbeits- und Lebenszeit - Rhythmisieren, Ritualisieren und Reflektieren inbegriffen. Im regen Austausch unterstützen wir uns, Zeitmanager in Eigenregie zu werden. „Welche Stärken nutzen Sie bereits, wo liegen Stolpersteine? Welche Bereiche möchten Sie optimieren?“ heißt es dazu im Ausschreibungstext. Sicherlich macht ein Tag noch keine Meister, aber der Workshop hat uns inspirierende Instrumente zur Optimierung unserer Work-Life-Balance geschenkt. Mit Jankas Worten im Ohr gehen wir auseinander: „Ihr werdet sehen, kleine Erfolge stellen sich schnell ein.“

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