Spiegel Online-Korrespondent erhält Morddrohung

20. Mai 2014 I Türkei

Weil der Türkei-Korrespondent von "Spiegel Online" einen Erdogan kritischen Satz zitiert, wird er mit dem Tod bedroht. Hasnain Kazim spricht von einer Kampagne gegen ihn. Der DJV versichert ihm Solidarität.

Der Deutsche Journalisten-Verband ist empört über die Morddrohungen, die der Türkei- Korrespondent von "Spiegel Online" erhalten hat. Im Kurznachrichtendienst Twitter wurde dazu aufgerufen, dem Journalisten "die Kehle durchzuschneiden", weil er einen Demonstranten in der von dem tragischen Bergwerksunglück betroffenen Stadt Soma mit dem Satz zitiert hatte: "Erdogan, scher dich zum Teufel."

"Die Hetzkampagne nimmt absolut an Aggressivität zu", sagte Kazim am Dienstag der Nachrichtenagentur dpa in Istanbul. Auf Twitter begann unter dem Hashtag #ScherDichZumTeufelDerSpiegel eine Kampagne gegen das Magazin und Kazim. Er habe inzwischen rund 10.000 E-Mails, Tweets und Facebook-Nachrichten erhalten, sagte der Korrespondent.

DJV versichert Kazim Solidarität

Der Bundesvorsitzende des DJV, Michael Konken, machte deutlich, dass es die Aufgabe von Korrespondenten sei, ein realistisches Bild der Ereignisse zu vermitteln. "Wenn sich die Wut der Menschen in Soma gegen den türkischen Ministerpräsidenten richtet, gehört das ungeschminkt in die Medien."

Den betroffenen Spiegel-Korrespondenten versicherte Konken der Solidarität des Deutschen Journalisten-Verbands und riet ihm zur Vorsicht. "Es ist unerträglich, dass Parteigänger Erdogans mit Einschüchterungen versuchen, die Pressefreiheit abzuschaffen", sagte der DJV-Vorsitzende. Er erinnerte in dem Zusammenhang daran, dass in der Türkei immer noch über 30 Journalisten wegen angeblicher terroristischer Umtriebe in Haft säßen.

"Von einem Staat, der sich um die Aufnahme in den demokratischen Staatenbund der Europäischen Union bewirbt, muss man die Einhaltung demokratischer Grundrechte erwarten können. Die Pressefreiheit gehört genauso dazu wie die freie Berufsausübung von Journalistinnen und Journalisten."

Links
- Der Ursprungsartikel von Hazim
- Reaktion auf die Kritik bei Spiegel Online

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