"Sie gehören an den Pranger"

4. November 2013 I Bundesverbandstag

Der DJV-Vorsitzende Michael Konken hat auf der Eröffnung des Bundesverbandstages scharf die Verleger angegriffen. Ihre Sparziele seien ein offener Affront gegen Journalisten. Zudem wurden in Hannover acht Thesen zur Zukunft des Journalismus vorgestellt und der Preis "Fotografen haben Namen" verliehen.

Seine Worte wirkten wie die eines wütenden Predigers. Aber harte Zeiten brauchen harte Worte: "Der Weg der tarifflüchtigen Verlage ist mit Hunderten abgebauter journalistischer Arbeitsplätze gepflastert. Sie, die dafür Verantwortung tragen, sie gehören alle an den öffentlichen Pranger!", sagte der DJV-Vorsitzende Michael Konken beim DJV-Bundesverbandstag, der heute in Hannover mit 300 Delegierten aus allen Bundesländern begann und drei Tage dauern wird.

Die Verleger, so Konken, würden alles mit der Krise begründen, dabei sei diese kein neues Problem: "Es wurde nur durch die Verleger jahrzehntelang ignoriert. Eine zurückgehende Akzeptanz von Tageszeitungen wurde schon seit den achtziger Jahren festgestellt. Also vor Beginn des World Wide Web."

Der DJV-Vorsitzende machte gleich zu Beginn deutlich, wie substanziell das Ringen mit den Verlagen ist - auch in den aktuellen Zeitungstarifverhandlungen. Der Bundesverband der deutschen Zeitungsverleger (BDVZ) wolle bei den Journalisten ...

- die Jahresleistungen schrumpfen - den Urlaub kürzen
- das Urheberrecht aufweichen

- Befristungen von Arbeitsverträgen erweitern

- die Gehälter von der Region abhängig machen (also ggf. senken) - die Berufsjahresstaffel kürzen und

- die Ausbildungszeit für Volontäre verlängern

"Diese Ziele sind ein offener Affront gegen Journalistinnen und Journalisten, es ist eine Missbilligung journalistischer Arbeit. Es ist der erneute Versuch, journalistische Arbeit einzuschränken, in der Folge Qualität abzubauen", sagte Konken und forderte seinerseits unter anderem, die gleiche Bezahlung für Onliner, die Allgemeinverbindlichkeit des Altersversorgungstarifvertrag und weiter entwickelte Beschäftigungsbedingungen für freie arbeitnehmerähnliche Journalisten. Es gehe schlicht darum, die journalistischen Rahmenbedingungen zu erhalten, damit Journalismus nicht zur Billigware werde.

Acht Thesen zur Zukunft des Journalismus

Auf dem vergangenen Verbandstag wurde eine Projektgruppe angeregt, die sich Gedanken zur Zukunft des Journalismus machen sollte. Acht Thesen sind dabei herausgekommen. In Hannover werden sie vorgestellt und debattiert. Einen großen Schwerpunkt hat die Freiberuflichkeit. Beispielhaft heißt es dazu: "Durch die Auflösung von klassischen Arbeitsformen, in denen alle Beteiligten in der Redaktion vor Ort sind, sind neue Abläufe erforderlich, die sicherstellen, dass die journalistisch Tätigen in Entscheidungsprozesse eingebunden sind. Freie Journalisten gelten nicht als zweitrangige und leicht austauschbare Lieferanten, sondern sind integraler Bestandteil einer Redaktion."

Berliner Zeitung gewinnt "Fotografen haben Namen"

Am ersten Tag in Hannover wurde auch der Preis "Fotografen haben Namen verliehen". Der Preis wird an diejenige Redaktion vergeben, welche am häufigsten die (richtigen) Namen von Fotografen nennt. Mit einer Quote von 81 Prozent gewann die Berliner Zeitung. Das Neue Deutschland lag mit 80 Prozent knapp dahinter gefolgt von der Welt mit 77 Prozent. (js)

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