Prenzlauer Berg Nachrichten zu Gast

1. Februar 2014 I Stammtisch Fachausschuss Junge

Seit mehr als drei Jahren berichten die Prenzlauer Berg Nachrichten aus ihrem Kiez. Die Leserschar wächst kontinuierlich. Redakteurin Juliane Wiedemeier berichtete auf dem Stammtisch des Fachausschusses Junge über ihre Arbeit.

Von Karsten Wiedemann

War es die berühmt-berüchtigte Medienkrise? Die Suche nach Alternativen, wenn der eigene Arbeitsplatz unsicher wird? Der Stammtisch des Fachausschusses Junge des DJV Berlin am 8. Januar war jedenfalls gut besucht. Juliane Wiedemeier, Redakteurin und Co-Gründerin der Prenzlauer Berg Nachrichten, war zu Gast in der Bar "Blaues Band" und sprach über die Online-Nachrichten-Seite, die mittlerweile seit drei Jahren in der Berliner Medienlandschaft mitmischt.

Für das Angebot gab es offenbar Bedarf, denn die Tageszeitungen haben ihre Büros in den Bezirken in den vergangenen Jahren fast alle geschlossen – aus Kostengründen. „Es fehlte einfach an Infoquellen über das Geschehen vor Ort“, sagt Wiedemeier, die selbst bei der Braunschweiger Zeitung volontiert hat.

Eine neue, gut recherchierte Geschichte pro Tag

Wiedemeier traf 2010 auf Philipp Schwörbel, den Spiritus Rector der Prenzlauer Berg Nachrichten. Schwörbel arbeitete unter anderem für Bertelsmann und die Ufa, sowie für Gesine Schwan. Er finanzierte den Start des Projektes und sorgt bis heute für den Anzeigenverkauf.

Das Konzept war von vornherein ein seriöses Angebot zu schaffen. „Wir sind kein Leserreporter- Portal“, stellt Wiedemeier klar. „Wir wollen Lokal-Journalismus mit Niveau machen.“ Das bedeutet vor allem eins: Auswählen und Gewichten.

In einem Stadtteil mit 145.000 Einwohnern mangelt es nicht an Themen. „Wir können gar nicht alles aufgreifen.“ Einfach nur Termine abreißen, will sie nicht. Der neue Zebra-Streifen an der Ecke schafft es daher eher nicht auf die Seite. Ziel der Redaktion ist es, jeden Tag eine neue, gut recherchierte Geschichte zu publizieren.

Der Kinderwagen-Scoop

Ein paar Scoops sind der Redaktion dabei in der Vergangenheit schon gelungen. Etwa die Geschichte über den Café-Besitzer, der eigens einen Poller am Eingang errichten ließ, um Kinderwagen draußen zu halten. „Da sind dann auch andere Medien drauf aufgesprungen.“

Die Fangemeinde der Prenzlauer Berg Nachrichten wächst kontinuierlich. Mittlerweile klicken die Seite 50.000 Besuche pro Monat. Social-Media spielt dabei eine große Rolle. Rund ein Drittel der Zugriffe kommt über die Facebook-Seite. Finanziell kann sich das Magazin zumindest tragen.

Gründer Schwörbel, Redakteurin Wiedemeier und eine weitere Journalistin gehören zum Team - auf freier Basis. Für weitere Autoren oder Fotografen reicht das Budget nicht. Eine Expansion in andere Stadtteile ist zwar immer wieder ein Thema. Noch fehlt es aber dafür an Geld.

Drei Säulen zur Finanzierung

Die Finanzierung der Prenzlauer Berg Nachrichten ruht auf drei Säulen. Anzeigen, einem Partner- Programm, bei dem sich lokale Geschäfte präsentieren können und einem Freundeskreis. Leser zahlen hier einen kleinen Beitrag von 20 bis 60 Euro im Jahr. Vor allem das Partner-Programm und der Freundeskreis sorgen dabei für kalkulierbare Einnahmen.

Wiedemeier beobachtet mit Interesse, wie immer mehr lokale journalistische Angebote im Netz entstehen. In einigen Fällen, wie etwa bei den Ruhrbaronen in Dortmund, schließen diese bereits die Lücken, die nach der Schließung von Lokalredaktionen entstehen.

Offenbar verfängt die Idee, ein eigenes Magazin für die unmittelbare Umgebung zu starten, auch bei vielen Journalisten. Immer öfter werden Wiedemeier und Schwörbel gebeten auf Seminaren, etwa auf für den DJV, über ihre Arbeit zu berichten und Tipps für den Start zu geben.

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