PR trifft Journalismus zum 4. Mal im taz Café

21. November 2017

Wie ist zu erkennen, wer im Netz mit wem kommuniziert? Welcher Content erzeugt die gewünschte Resonanz? Welche Metriken sind relevant? Wie verlässlich sind online-generierte Meinungsbilder, Debatten und Kampagnen?

Bereits in der Keynote der Veranstaltung beantwortet Cornelius Frey, Gründer des Start ups opinary, die Kernfrage im Zeitgeist.

Cornelius Freys Start up ist Vorreiter in der Datenerhebung. Denn wer digital kommuniziert, produziert Daten. Während Nutzer über das Start-up-Tool opinary aufgefordert werden, sich zu aktuellen Themen zu äußern und ein Meinungsbild zu formen, werden Nutzerdaten und Meinungen gesammelt. Dank der Daten und erkannten Trends können Zielgruppen unmittelbar und zielgerecht auf den passenden Kanälen angesprochen und beworben werden.

Auch Uwe Mommert, Geschäftsführender Partner der Landau Media GmbH, weiß aus Erfahrung, dass Online-Tools in der Meinungsforschung ein gutes Instrument zur Messung der Wirkung und somit zum Erfolg der Kommunikation sind. Transparenz in diesem Sinne ist also förderlich. Dennoch wertet, so Uwe Mommerts Verweis auf die Bitkom- Studie, jedes 3. Unternehmen Daten zur Verbesserung von Produkten und Dienstleistungen (noch) nicht aus.

Head of Social Media Jörgen Camrath liest mit seinem Team der „Welt“ die Leser-Kommentare sehr genau. Die „Welt“ nutzt die Social-Media-Kanäle, um in den Dialog zu treten, auf Feedback verantwortungsbewusst zu reagieren. Meinung bildet sich hier ab, wird transparent und nachvollziehbar. Doch mit der Transparenz steigt auch die Intransparenz: Wer kommuniziert mit wem? Sind es Menschen? Beantworten Chatbots Fragen? Vermitteln Roboter „Wahrheiten“ in automatisierten Texten?

Ebenfalls automatisch werden beleidigende Kommentare gelöscht. Geantwortet wird dann doch händisch auf ausgewählte Kommentare bei täglich 15.000 Kommentaren. Umfassendere User-Daten werden bei der „Welt“ (noch) nicht erhoben.

Auch bei Oliver Mohr, Referatsleiter Internetredaktion des Bundespresseamts, wird ebenfalls auf Facebook-Posts reagiert. Die Qualität der Antworten zählt vor Quantität. Kritisch betrachtet Oliver Mohr die Datenerhebung generell. Es mahnt, den kritischen Blick zu wahren: Welches sind relevante Kanäle für Datenerhebung? Sind die Gruppen bestimmbar, von welchen Durchschnitte abgebildet werden? Und wen repräsentieren sie?

Unterhaltsam noch am Schluss die Information von Cornelius Frey, welche User an Umfragen zu journalistischen Themen teilnehmen. 98 Prozent der Nutzer lassen sich bei opinary auf Umfragen gar nicht ein. Und wenn, dann sind sie unter 25 Jahren oder ab 55 aufwärts Männer. Diese beiden Gruppen haben, laut Frey, „zu allem eine Meinung“.

Der Gesamteindruck des Abends ist, dass bei datengetriebenem Journalismus und PR wohl - oder zum Glück - noch Luft nach oben ist.

Die Moderation des Abends übernahm Silke Goedereis, Communications Manager von Amazon Germany. PR trifft Journalismus ist eine Veranstaltungsreihe von Bundesverband Deutscher Pressesprecher – Landesgruppe Berlin- Brandenburg und DJV Berlin sowie der meko factory – Werkstatt für Medienkompetenz gemeinnützige UG (haftungsbeschränkt) (ck).

Newsletter

Cookie Einstellungen