Onliner und Desk-Journalisten sollen in Tarifverträge

7. November 2012 I DJV-Verbandstag

Am dritten und letzten Tag haben die 300 Delegierten des DJV- Verbandstages in Kassel einstimmig ein Memorandum zur Aus- und Weiterbildung beschlossen. Kritik übten sie an Verlegern, welche die Vergütungsregeln für Freie nicht anwenden und das Tarifsystem durch Outsourcing und Leiharbeit destabilisieren.

Die Delegierten des DJV-Verbandstags haben am letzten Tag des DJV- Verbandstages einstimmig ein mehrseitiges Memorandum zur Aus- und Weiterbildung beschlossen. Kernanliegen des Papiers sind die Modernisierung der Aus- und Weiterbildung und deren Anpassung an den rasanten Wandel der Medien.

Der aktuelle Berufseinstieg in den Journalismus berücksichtige die veränderten individuellen Voraussetzungen der Volontärinnen und Volontäre nicht hinreichend. Langfristige freie Mitarbeit und eine fachspezifische akademische Vorbildung müssen nach dem DJV-Memorandum in eine zukunftsweisende Konzeption praktischer Journalistenausbildung einbezogen werden. „Der DJV fördert die Initiative journalistischer Aus- und Weiterbildungseinrichtungen, sich einem freiwilligen Zertifizierungsverfahren zu unterwerfen, das international anerkannten Kriterien entspricht“, heißt es wörtlich.

Kritik übt das Papier an den Hochschulen, die zum Teil unter dem Aspekt des Hochschulmarketings Nischen- Angebote ins Leben rufen, die nicht immer die Standards einer professionellen Journalistenausbildung erfüllen. Der DJV fordert daher: „Für die Professionalisierung des Journalismus und mit Blick auf den journalistischen Arbeitsmarkt ist eine länderübergreifende Kooperation und Koordination von berufsbegleitenden Studienangeboten erforderlich, in deren Mittelpunkt die Studierenden stehen und nicht die Interessen einzelner Hochschulangebote.“

Für beispielhaft hält der DJV nach wie vor die Verbindung von hochschulgebundener Journalistenausbildung mit integriertem Praxisanteil und spezialisierendem Zweitfach. Die Festlegung von Kriterien eines Qualitätssiegels für die journalistische Hochschulausbildung will der DJV mit fachlichem Input unterstützen.

Die Medienunternehmen sind aufgerufen, Aus- und Weiterbildung als wichtigen Bestandteil der Unternehmenskultur und der Personalplanung festzuschreiben. Qualifizierungsprogramme der Arbeitsagentur sollen auf Zusatzqualifikationen für nicht übernommene Volontäre erweitert werden. Auch die staatlichen Hochschulen bleiben aufgefordert, ihren Beitrag zur journalistischen Weiterbildung zu leisten.

Onliner und Desk-Journalisten in Tarifverträge

In einer engagierten Diskussion haben die Delegierten zudem Eckpunkte für die Tarifverhandlungen an Zeitungen und Zeitschriften im kommenden Jahr festgelegt. Danach soll eine deutliche Anhebung der Tarifgehälter ebenso zum Forderungskatalog des DJV an die Verleger gehören wie die Bindung aller Verlage an die Flächentarifverträge.

Darüber hinaus macht sich der DJV-Verbandstag für die Integration der Onliner und aller Desk- Journalisten in die Tarifverträge stark. Der DJV fordert die Verlage auf, das Tarifsystem nicht weiter durch OT-Mitgliedschaften, Outsourcing und Leiharbeit zu destabilisieren. Der DJV will, dass der Geltungsbereich des Tarifs auf Onlinejournalisten erweitert wird und lehnt die Einführung eines Tarifwerks II ab.

Die Ausbildung der Volontäre müsse der veränderten redaktionellen Arbeitswelt angepasst werden, für die Weiterbildung soll es einen Anspruch für die Redakteurinnen und Redakteure geben. Ein abgesenktes Tarifwerk für Berufseinsteiger wird vom DJV abgelehnt.

Deutliche Kritik übten die DJV-Delegierten an der Verlegerhaltung zu den Gemeinsamen Vergütungsregeln für Freie an Tageszeitungen. Es sei nicht akzeptabel, dass die Verlegerorganisation BDZV mit DJV und ver.di ein Regelwerk verabschiedet habe, das die Mitgliedsunternehmen nicht anwenden. Deshalb fordert der DJV den Gesetzgeber auf, ein Verbandsklagerecht einzuführen, mit dem die Einhaltung der Vergütungsregeln erzwungen werden könne.

Siehe auch: Detail-Ergebnisse des Verbandstages, festgehalten von der journalist-Redaktion. Siehe auch: DJV-Schwerpunkt-Seite zum Verbandstag.

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