Konken erwägt Staatsfinanzierung von Zeitungen

5. November 2012 I DJV-Verbandstag

In Kassel hat der DJV-Verbandstag 2012 begonnen. Der Vorsitzende Michael Konken zog in seiner Eröffnungsrede eine Staatsfinanzierung von Zeitungen in Betracht: "Wenn der Markt versagt, muss die Politik handeln."

Michael Konken, der Bundesvorsitzende des Deutschen Journalisten- Verbandes hat heute in seiner Eröffnungsrede auf dem Verbandstag 2012 in Kassel eine öffentlich-rechtliche Finanzierung von Printredaktionen in die Diskussion gebracht.

Das sei als äußerstes Mittel denkbar, wenn der Markt versage und der regelmäßige Fluss von journalistischen Informationen in den Regionen auf dem Spiel stehe, sagte der Vorsitzende von Deutschlands größter Journalisten-Organisation zu den rund 300 Delegierten des Deutschen Journalisten-Verbands, die bis Mittwoch tagen.

Konken unterstützte damit einen Vorstoß seiner Stellvertreterin Ulrike Kaiser in einem Gastbeitrag für die Nachrichtenagentur dapd vor einigen Tagen. Harte Kritik übte Konken an den Verlegern: „Selbstgefälligen Verlagsgeschäftsführern ist redaktionelle Qualitätsarbeit mittlerweile egal.“ Wenn der Markt versage, müsse die Politik handeln, um professionellen Journalismus weiter zu ermöglichen.

Informationen statt Infotainment

In seiner Rede plädierte der DJV-Chef für den Erhalt der journalistischen Qualität in allen Mediensparten. Journalistinnen und Journalisten dürften Gründlichkeit in der Recherche und Sorgfalt in der Berichterstattung nicht vernachlässigen. Die wichtigste Grundlage dafür sei eine hochwertige Aus- und Weiterbildung im Journalismus. Die Gesellschaft müsse mehr Medienkompetenz entwickeln, um verlässliche Informationen von Infotainment zu unterscheiden.

Von den Verlegern verlangte Konken die Einhaltung der Gemeinsamen Vergütungsregeln für freie Textjournalisten an Tageszeitungen und der Tarifverträge für die Printredakteure. Sein Appell: „Mehr Verantwortung statt Gewinnmaximierung.“

Ausbildung muss sich Wandel anpassen

Im Anschluss an Konkens Eröffnungsrede begann im Kasseler Kongress Palais eine Podiumsdiskussion mit der stellvertretenden DJV- Bundesvorsitzenden Ulrike Kaiser, der Bremer Medienwissenschaftlerin Beatrice Dernbach und den Journalisten Timo Stoppacher, Nils Franke und Pascal Hesse zur journalistischen Aus- und Weiterbildung.

Eckpunkte der Diskussion waren das Verhältnis von wissenschaftlicher Ausbildung zu handwerklicher Praxis in den Redaktionen und die Verantwortung der Medienunternehmer für den journalistischen Nachwuchs. Fazit war, dass die Ausbildung den Anforderungen der sich wandelnden Medienwelt permanent angepasst werden müsse. Diskussionsteilnehmer Franke sagte: "Journalismus ist ein freier Beruf und der freie Zugang zum Beruf muss erhalten bleiben."

Neben der Vorbereitung auf die 2013 anstehenden Tarifrunden bei Zeitungen und Zeitschriften werden die Journalisten in Kassel auch diskutieren über den Schutz geistigen Eigentums, die Notwendigkeit einer journalistenfreundlichen Reform des Urheberrechts sowie gemeinsame Vergütungsregeln für freie Journalisten und der leichtere Zugang zu Informationen.

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