Hintergrundgespräch: Kein Mensch muss bei der Einreise nach Europa sterben

25. August 2017
Mehr als 12 000 Menschen haben die Freiwilligen der NGO Sea-Eye das Leben gerettet. Inzwischen müssen sich die engagierter Retter zynischen Angriffen von Populisten und aus der Politik erwehren. Mehr noch, ein schwerer Vorwurf steht die Raum: die NGOs würden gemeinsame Sache mit den Schleppern machen. Der DJV Berlin will es genau wissen und lädt seine Mitglieder und auch interessierte Nicht-Mitglieder am 30. August 2017 zu einem Hintergrundabend rund um das Thema: „Retter oder Schlepper - die Rolle der NGOs im Mittelmeer“ in die Geschäftsstelle ein.
Im Mittelpunkt steht die Diskussion der Flüchtlingssituation mit Vertretern von Sea-Eye und des JournalistenProjektes Amal Berlin. Außerdem präsentiert der DJV Berlin eine Fotodokumentation der Rettungseinsätze im Mittelmeer des Berliner Fotografen Christian Marquardt. Im Anschluss an die Diskussion wird der Oscar-nominierten Dokumentarfilm „Watani - My Homeland“ über eine syrische Flüchtlingsfamilie von Marcel Mettelsiefen gezeigt.
Die Gäste für diesen Hintergrundabend sind:
Hans-Peter Buschheuer, Sprecher der NGO Sea-Eye e. V., Ex-Chefredakteur des Berliner Kurier und ehemaliger Vorsitzender des JVBB
Andreas Steinert, Gastronom aus Bad Freienwalde, Mitglied einer Sea-Eye-Rettungscrew
Khalid Al Aboud, floh aus Syrien und schreibt Reportagen und Beobachtungen über das Zusammenleben von Altund Neuberlinern für die Nachrichtenseite „Amal Berlin!“
Marcel Mettelsiefen (zugeschaltet), Fotojournalist, Kriegsberichterstatter und Dokumentarfilmer, nominiert für den Oscar 2017
Zeit: Mittwoch, 30. August 2017, 19.00 Uhr
Ort: Geschäftsstelle des DJV Berlin, Alte Jakobstraße 79/80, 10179 Berlin
Hintergrund: Im Herbst 2015 gründete sich in Regensburg die private Seenotrettungsorganisation Sea-Eye e.V.; Ziel des Vereins: Schiffbrüchige vor der afrikanischen Küste vor dem Ertrinken retten. Denn nach Einstellung der Marineoperation Mare Nostrum im Oktober 2014 ertranken tausende Flüchtende im Mittelmeer, weil keine aktive Rettung mehr stattfand.
Sea-Eye fährt seit April 2016 mit zwei ehemaligen DDR-Fischkuttern vor der libyschen Küste Rettungseinsätze. Seither haben die Crews von Sea-Eye und Seefuchs rund 12.000 Menschen vor dem Ertrinken gerettet. Alle Retter arbeiten ehrenamtlich und opfern Freizeit und Urlaub für die Rettungsmissionen. Sea-Eye finanziert sich durch Spenden und verfolgt ausschließlich humanitäre Ziele.
Am 13. April teilte Sea-Eye mit, seine Rettungsmissionen vorläufig einzustellen, nachdem die libysche Regierung das Hoheitsgebiet vor seiner Küste auf unbestimmte Größe erweitert und den NGOs unverhohlen mit "Maßnahmen" gedroht hatte.
Christian Marquardt fotografiert u.a. für den Ereignis- und Dokumentationskanal Phoenix von ARD und ZDF. Schwerpunkt seiner freien fotojournalistischen Tätigkeit sind soziale und humanistische Themen. Fluchtgeschichten nehmen hierbei eine zentrale Rolle ein. Ende Mai 2017 begleitete er die Deutsche NGO SEA-Eye auf einer Mission ins SAR- Gebiet vor die Libysche Küste und berichtete über das Geschehen vor Ort. Seine Motivation: „Kein Mensch muss bei der Einreise nach Europa sterben.“
Marcel Mettelsiefen begleitet in seinem 40-minütigen Oscar-nominierten Dokumentarfilm „Watani - My Homeland“ eine syrische Flüchtlingsfamilie, die in Deutschland ein neues Zuhause findet. Nachdem der Vater Abu Ali vom IS gefangengenommen wurde, flieht die Mutter mit ihren vier Kindern Hammoudi, Helen, Farah und Sara von Aleppo nach Goslar.
Amal, Berlin! sind zehn geflüchtete Journalistinnen und Journalisten aus Syrien, Afghanistan, Iran und Ägypten. Sie haben eine Internetplattform mit Nachrichten aus Berlin auf Arabisch und Farsi/Dari aufgebaut und berichten über das, was in Berlin und in Deutschland stattfindet – über Politik, Kultur und Gesellschaft. Diese Nachrichtenplattform soll den vielen Neuankömmlingen beim Einleben in der Stadt helfen, so dass sie teilhaben und sich beteiligen können. Dabei geht es um Berichte zu typischen Flüchtlingsthemen, aber klassischer Nachrichtenjournalismus steht im Vordergrund.