Genossenschaft statt Einzelkämpfer

15. September 2013 I Abendveranstaltung

Die Deutschen lieben Genossenschaften, jeder vierte ist Mitglied in einer solchen. 7.800 genossenschaftliche Unternehmen gibt es in Deutschland – mit steigender Tendenz. Wie kann es sein, dass dieser Trend an Journalisten unbeachtet vorüberzieht?

Von Astrid Fischer

Die Chancen einer Genossenschafts-Gründung für Freie stand im Mittelpunkt der Informationsveranstaltung beim DJV Berlin am 5. September 2013. Referenten des Abends waren Thomas Berg und Rainer Wunschick, Genossenschaftsverband, Dagmar Möbius, Freie Journalistin und Mitbegründerin der MontagMorgen.punctum e.G. sowie Ingmar Lindner, Vorstand der Mediengenossenschaft München.

Viele Freie Journalisten verstehen sich als kreative und flexible Einzelkämpfer. Allerdings lassen sich so kaum Geschäftstrategien entwickeln, die langfristige und größere Auftragspakete versprechen. Denn der Kunde wünscht sich keine Einzelleistungen, sondern fertige Produkte. Dies gilt vor allem im Bereich Public Relations aber zunehmend auch für die Zusammenarbeit mit Redaktionen.

Kontakte und Netzwerke sind wichtig, führen aber selten zu konkreten Aufträgen. „Wer hat beispielsweise über Xing schon mal einen Auftrag erhalten?“ fragte der Vorsitzende des DJV- Berlin Bernd Lammel zur Eröffnung der Diskussion in die Runde. Tatsächlich braucht es dazu mehr Struktur. Eine

Genossenschaft signalisiert einen gemeinsamen professionellen Auftritt. Denn um die Bezeichnung Genossenschaft führen zu können, muss sich diese sich nach den Vorgaben des Genossenschaftsverbandes aufstellen und regelmäßig prüfen lassen. Das mag erst einmal bürokratisch erscheinen, schafft aber Klarheit und Verbindlichkeit.

Die Voraussetzungen für eine Genossenschaft sind nicht schwierig zu erfüllen. Es gilt das Prinzip „one man one vote.“ „Drei Personen zur Gründung reichen aus“, erläuterte Thomas Berg, Leiter Gründungszentrums, Genossenschaftsverband, Neu Isenburg. Wesentliche Schritte sind:

  • Idee, Grobplanung, Suche nach Kooperationspartnern

  • Geschäftsplan, Satzung, Gründungsversammlung gemeinsam mit dem Genossenschaftsverband erarbeiten

  • Gründungsakt, Gründungsprüfung, Eintrag in das Genossenschaftsregister

    Mit wem sollte man sich zusammen tun - mit Gleichgesinnten? „Nicht unbedingt“, meint Ingmar Lindner, „es geht ja gerade darum, dass man sich sinnvoll ergänzt.“ In der Mediengenossenschaft München prüft der Vorstand bei jedem neuen Mitglied, ob es bei den Geschäftsfeldern zu Überschneidungen mit den bestehenden Mitgliedern kommen kann. Denn Konkurrenz untereinander sollte man besser vermeiden.

    Vertrauen ist die wesentliche Grundlage für die Zusammenarbeit. Gerade wenn man sich gut kennt, ist die aber Gefahr groß, dass man auf detaillierte Festlegungen verzichtet. Gründerin Dagmar Möbius empfiehlt, hier auch die unwahrscheinlichsten Fälle zu regeln. Bei der MontagMorgen.punctum wurde es schwierig, als ein Vorstandsmitglied längere Zeit ausfiel, was in

der Folge dann zur Auflösung der Genossenschaft führte. „Klare Regeln untereinander sind insbesondere bei Honorarfragen wichtig“, betont auch Ingmar Lindner, „Selbstverständlich kann erst gezahlt werden, wenn das Geld vom Auftraggeber da ist.“

Braucht die Genossenschaft ein gemeinsames Büro? „Ja“, meint Dagmar Möbius, „denn der Austausch ist sehr wichtig.“ „Es geht auch ohne“, sagt Ingmar Lindner, „denn gerade am Anfang sollte man die Kosten so niedrig wie möglich halten. Eine Internetseite, Visitenkarten, Telefonanschluss reichen zunächst für eine gemeinsame Außendarstellung. Erst wenn Geld verdient wird, sollte man über weitere Investitionen nachdenken.“

Es war ein Abend, der Mut machte, etwas neues auszuprobieren. Der Einsatz ist gering, das Risiko auch, aber die Chancen sind verlockend. Auch Dagmar Möbius wird sich wieder mit anderen zusammentun.

---
Weitere Informationen: Genossenschaftsverband e. V.

Thomas Berg
Thomas.berg@genossenschaftsverband.de
069 6978-3251


Rainer Wunschick
Rainer.wunschick@genossenschaftsverband.de
030 26472-7023
Von der Idee zur eG – Charts zum Vortrag von Thomas Berg, Genossenschaftsverband e. V.

Newsletter

Cookie Einstellungen