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Licht und Schatten:

Guter Tarifvertrag bei ZEIT ONLINE – Schließung der Ev. Journalistenschule

18.03.2022

DJV Berlin - JVBB Vorsitzender Steffen Grimberg

In dieser Woche lagen Licht und Schatten dicht beieinander: Bei ZEIT ONLINE haben wir gemeinsam mit ver.di einen Tarifvertrag vereinbart, der eine schrittweise Anpassung der Gehälter und Arbeitszeiten an die Printredaktion der ZEIT vorsieht. Ab 2026 wird dort endlich die Zwei-Klassen-Gesellschaft Geschichte sein. Danke dem Verhandlungsteam mit unserem Geschäftsführer Michael Rediske für dieses tolle Ergebnis. Der Abschluss ist der erste seiner Art und hat hoffentlich Pilotcharakter für weitere Häuser. Es ist einfach nicht hinzunehmen, dass guter Journalismus je nach Ausspielweg besser oder schlechter bezahlt wird. Die Gleichstellung mit den Printredaktionen ist zwingend. Und der Abschluss bei ZEIT ONLINE zeigt, dass im Onlinebereich funktionierende Geschäftsmodelle möglich sind - und davon können und müssen die Beschäftigten profitieren.

Der Abschluss bei ZEIT ONLONE gibt auch unseren Zielen beim Tagesspiegel im Nachbargebäude am Askanischen Platz Auftrieb. Er gehört ebenfalls zur Holtzbrinck-Gruppe. Hier sind am Dienstag 130 Kolleginnen und Kollegen aus Redaktion und Verlag in einer aktiven Mittagspause vor die Tür gegangen und haben ein starkes Signal für einen Tarifvertrag gesetzt. Aktuell ist das Angebot des Arbeitgeber schlicht inakzeptabel: Der Tagesspiegel will zwar grundsätzlich wie bei ZEIT ONLINE allmählich den Flächentarif erreichen. Die schrittweise Erhöhung der Gehälter soll es aber nur dann geben, wenn der Verlag im Jahr zuvor mindestens eine „schwarze Null“ geschrieben hat. Ein solches Junktim will die Belegschaft keinesfalls annehmen! Am nächsten Mittwoch wird weiter verhandelt.

Der „Schatten“ war in dieser Woche das endgültige Aus für die Evangelische Journalistenschule. Das Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP) hat hier den Stecker gezogen. Der -Aufsichtsrat argumentiert, man müsse angesichts sinkender Einnahmen aus Kirchensteuern. jährliche Kosten in Höhe von 1,9 Mio. Euro abbauen. Das ist bitter, und ich habe nicht den Eindruck, dass hier mit dem nötigen Engagement nach möglichen Kooperationspartnern oder anderen Möglichkeiten, die EJS weiter zu führen, gesucht wurde. Wenn es nun heißt, dass fünf Volontariatsplätze bei den GEP-Medien (wie epd und Chrismon) geschaffen werden, ist das kein Ersatz. Denn die EJS war ein besonderes Angebot: Nur hier hatten auch Quereinsteiger/innen über 30 eine Chance. Dabei schmorte die EJS ausdrücklich nicht im kirchlichen Saft. Die Ausbildung war getragen von einem zutiefst humanistischem Menschenbild, Als Dozent habe ich das immer wieder selbst erlebt. Und die Karrieren der Absolventinnen und Absolventen sprechen für sich. Die Schließung wird sich im Nachhinein als Verlust für unsere Medienlandschaft erweisen.

Steffen Grimberg

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