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DJV-Umfrage bei den Freien

05.03.2021

Mit Corona geht es abwärts

Dass die Situation der Freiberufler*innen unter uns nicht rosig ist und sich durch die Corona-Pandemie verschlechtert hat, wissen wir schon länger. Wie dramatisch die Lage aber konkret ist, nimmt einen dann doch nochmal so richtig mit. Seit dieser Woche liegen die Ergebnisse der neuen Freien-Umfrage des DJV vor. (Ergebnisse Umfrage: https://www.djv.de/startseite/info/beruf-betrieb/freie/freienumfrage)

Bei mehr als zwei Drittel von ihnen sind die Aufträge im Jahr 2020 zurückgegangen. Über die Hälfte hat Ausfälle von mindestens 50 Prozent, bei fast einem Drittel brachen mehr als drei Viertel der Einnahmen weg. Hier stehen viele Existenzen auf dem Spiel - und letztlich auch die Zukunft unseres Berufs. Denn fast jede fünfte Person musste schon an die Altersvorsorge und hier angesammeltes Kapital auflösen, um über die Runden zu kommen.

Mit am schlimmsten trifft es alle, die über Veranstaltungen und Vereinssport jenseits der Profiligen berichten oder die als Fotograf*innen tätig sind. Ganz mies sieht es auch dort aus, wo Aufträge direkt von Anzeigenschaltungen abhängen wie bei Verlagsbeilagen. Laut unserer Studie ging das durchschnittliche Jahreseinkommen 2020 so um über 8.000 Euro auf gerade mal 25.500 Euro zurück.

Der DJV steht hinter den freien Kolleginnen und Kollegen und wird sich bei seinem nächsten virtuellen “Thementag“ am 15. März speziell mit ihren Problemen und Chancen beschäftigen. (Programm: https://www.djv.de/startseite/profil/djv-thementage)


Druck ist nötig. Denn die vielen versprochenen Corona-Hilfen für Freie kommen weiter schlicht nicht an! Fast drei Viertel der Befragten haben nach unserer Umfrage keine der Sofort- oder Überbrückungshilfen in Anspruch genommen. Hauptgrund sind unklare Bedingungen und Ausschlusskriterien. Sie haben dazu geführt, dass viele Rückzahlungsforderungen fürchteten. Das ist skandalös. Denn ein System, das schnelle Hilfen ankündigt und sie dann so kompliziert ausgestaltet, ist einfach nur eine unfähige Bürokratie.

Dieser Eindruck drängt sich auch bei den freien Kolleginnen und Kollegen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk auf. Eigentlich sollten ihre Anliegen künftig auch von den Personalräten der Anstalten vertreten werden können. Das sah ursprünglich auch der Entwurf für den neuen rbb-Staatsvertrag vor, über den das Abgeordnetenhaus und der Brandenburger Landtag demnächst abstimmen. Damit wäre endlich unsere alte Forderung umgesetzt.

Doch auf Druck des rbb soll hier offenbar wieder zurückgerudert werden. Und zwar so, dass die Mehrheit der journalistisch arbeitenden Kolleg*innen wieder rausfallen, weil sie “maßgeblich” an der Programmgestaltung mitwirken. Ja, wozu sind Journalist*innen denn sonst da? Beim MDR, der auch einen neuen Staatsvertrag bekommt, wird übrigens das gleiche miese Spiel gespielt. Wir appellieren daher an die Politik und vor allem an die Abgeordneten in Berlin und Potsdam: Bleiben Sie standhaft und zementieren Sie nicht eine überkommene Zwei-Klassen-Gesellschaft im Rundfunk. Sorgen Sie lieber für eine zeitgemäße, moderne Arbeitnehmervertretung, damit Journalismus ein attraktiver Beruf bleibt!

Steffen Grimberg

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