Aktuelles

"Frau Macht Medien" in München

Rollenbilder, Gender Pay Gap und die Präsenz von Frauen in deutschen Medien

18.04.2018

Aus ganz Deutschland waren Frauen zu der zweitägigen Konferenz angereist, die JVBB-Mitglied Minou Amir-Sehhi als Vorsitzende der DJV-Kommission Chancengleichheit und Diversity mitorganisiert hatte.

Eva Oer (JVBB-Vorstandsmitglied, links) und Minou Amir-Sehhi (Vorsitzende „DJV-Kommission Chancengleichheit und Diversity“).

Fotos: Stefanie Preuin/DJV

 

„Seid präsent, aufmüpfig, mischt euch ein. Schickt eure Eltern in die Wüste, die euch eingetrichtert haben, brave Mädchen zu sein. Sagt nie Podiumsanfragen ab, ohne eine andere Frau zu empfehlen.“ Mit diesem Appell stimmte die Medienjournalistin und „Die Dame“-Redaktionsleiterin Silke Burmester am Samstag rund 260 Journalistinnen auf die Tagung „Frau Macht Medien“ in München ein. Aus ganz Deutschland waren Frauen zu der zweitägigen Konferenz angereist, die JVBB-Mitglied Minou Amir-Sehhi als Vorsitzende der DJV-Kommission Chancengleichheit und Diversity mitorganisiert hatte. Die Kommission hatte dafür Rednerinnen aus den verschiedensten Medien für Themen wie überholte Rollenbilder, die Lohnlücke zwischen den Geschlechtern und die Präsenz von Frauen zu sprechen.

 

Mit der Präsenz von Frauen hakt es nach wie vor, stellten die Speakerinnen über das Wochenende immer wieder fest – zum Beispiel bei renommierten Auszeichnungen der Medienbranche, deren Jurys überwiegend Männer als Anwärter für die Preise auswählen, oder rein männlichen Diskussionsrunden. Nur Männer zu nominieren oder reine Männer-Panels zu organisieren, müsse "einfach peinlich sein“, sagte Amir-Sehhi. Mit Maren Weber, Vorsitzende von ProQuote Medien und Rebecca Beerheide, Vorsitzende des Journalistinnenbundes, rief sie auf einem Panel zum Zusammenschluß auf: Journalistinnen, stärkt euch gegenseitig. Die stellvertretende DJV-Bundesvorsitzende Katrin Konyen hatte schon in ihren Eröffnungsworten darauf hingewiesen, dass viele Kolleginnen Sexismus von gleich zwei Seiten ertragen müssten: bei ihrer Arbeit in den Medienhäusern und dann noch von Informanten und Gesprächspartnern in Kommentaren zu ihrer Berichterstattung..

 

Als besonders brennendes Thema erwies sich in den Diskussionen einmal mehr der „Gender Pay Gap“ – also die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen. Silke Burmester hatte in ihrer Keynote bereits die Preisfrage gestellt: „Warum reichen ein Penis und Haare auf der Brust, um mehr Geld zu bekommen?“

 

Wer sich dem Thema weiter nähern wollte, konnte sich im Workshop „Journalistinnen sind MEHR WERT!  Was tun gegen den Gender Pay Gap?“ genauer erklären lassen, wie Arbeitnehmerinnen das Entgelttransparenzgesetz für sich nutzen können. Andere sprachen in den praktischen Einheiten zum Beispiel mit Sheila Mysorekar von den Neuen deutschen Medienmachern über Rassismus und diskriminierungsfreie Sprache – hier kam auch der Diversity-Aspekt der Konferenz zum Tragen. JournalistInnen müssten sensibel mit Sprache umgehen, um Vorurteile nicht weiter zu schüren, erklärte Mysorekar anhand prägnanter Beispiele von Titelzeilen und Magazin-Covern: „Es geht um Verantwortlichkeit und sozialen Frieden.“ Samstag wie Sonntag konnten die Journalistinnen auch mehr über Storytelling auf dem Netzwerk Instagram lernen, sie sprachen in einer Einheit über Resilienz oder erarbeiteten etwa Ideen für die Gründung eines eigenen Medien-Start-ups mit Lina Timm vom Media Lab Bayern. 

 

Kontrovers wurde es noch mal beim Abschlusspanel, wo Bascha Mika, Chefredakteurin der Frankfurter Rundschau, Professor Dr. Elizabeth Prommer von der Universität Rostock, die Slam Poetin und Bloggerin Nhi Le und Meredith Haaf von der Süddeutschen Zeitung über Rollenbilder sprachen. Mika machte darauf aufmerksam, dass sie als Chefredakteurin eines überregionalen Mediums mittlerweile wieder allein auf weiter Flur stehe. Aus dem Publikum hieß es dazu: „Wir diskutieren seit 30 Jahren dasselbe. Warum geht es so langsam voran?“ Das wiederum sah SZ-Redakteurin Meredith Haaf optimistischer. Sie erzählte auch davon, wie viele Frauen eine von männlichen Strukturen geprägte Arbeitskultur nicht mehr hinnähmen: „Andere Zeiten, anderer Stil.“

 

Der DJV will mit seinen „Frau Macht Medien“-Kongressen weitermachen. Die könnten künftig womöglich auch männliche Teilnehmerinnen begrüßen: Amir-Sehhi kündigte an, die DJV-Kommission werde das Feedback der Teilnehmerinnen dazu abwarten und dann entscheiden, ob es bei einem reinen Frauenkongress bleiben soll.

Eva Oer Hier geht's zur Online-Dokumentation der Journalistinnen-Konferenz des DJV mit zahlreichen Audio-Aufzeichnungen zum nachhören. 
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